Immer mehr Behinderte lernen gemeinsam mit anderen Kindern

Beim gemeinsamen Lernen von Behinderten und Nicht-Behinderten gibt es Fortschritte, allerdings nicht auf allen Bildungsstufen. Und auch in jedem Bundesland entwickelt sich die Inklusion sehr unterschiedlich.

Immer mehr Behinderte lernen gemeinsam mit anderen Kindern in Kitas und Schulen in Deutschland. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung steigt dieser sogenannte Inklusionsanteil weiter. Fast jedes dritte Kind mit Förderbedarf geht inzwischen auf eine Regelschule. Im Schuljahr 2013/2014 lag die Quote bei 31,4 Prozent, 2008/2009 waren es nur rund 18 Prozent. Das ist ein Anstieg von über 70 Prozent.

Trotz dieses Fortschritts bemängeln die Bertelsmann-Forscher eine unbefriedigende Situation für Kinder und Jugendliche mit Handicap. Der Schüleranteil an Förderschulen gehe demnach kaum zurück. Und bundesweit seien die Voraussetzungen in den Ländern für das gemeinsame Lernen von Behinderten und Nichtbehinderten zu unterschiedlich, rügen sie.

Und: Je höher die Bildungsstufe, desto geringer die Chancen auf Inklusion. Während in Kitas und Grundschulen die Inklusionsquoten bundesweit bei 67 sowie knapp 47 Prozent liegen, geht laut Studie nur knapp jeder Zehnte der 71 400 Schüler mit Förderbedarf auf eine Realschule oder aufs Gymnasium.

Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung sagte zum Ergebnis der Studie: „Inklusion in Deutschland macht Fortschritte. Zum gemeinsamen Lernen ist es aber noch ein weiter Weg. Inklusion ist insbesondere an weiterführenden Schulen und in der Ausbildung oft noch ein Fremdwort.”

Die Anstrengungen driften bundesweit auseinander: Während Bremen mit einem Inklusionsanteil von fast 69 Prozent an der Spitze steht, sind es in Hessen nur 21,5 Prozent. Bei den Abschlüssen der Schüler an Förderschulen sind bundesweit ebenfalls große Unterschiede erkennbar. In Thüringen verlassen 54,7 Prozent der Schüler die Förderschule ohne Hauptschulabschluss, in Brandenburg sind es sogar 86,2 Prozent. „Mit Blick auf die Inklusion gleicht Deutschland einem Flickenteppich”, sagt Dräger.

Quelle: dpa