Stress im Kleinkindalter kann ein Leben lang krank machen

Nicht nur vernachlässigte Kinder sind Stress ausgesetzt. Auch wenn ein Kind ständig Streit zwischen seinen Eltern erlebt, ist das belastend – und kann weitreichende Folgen für das spätere Leben haben. Betroffene Eltern sollten für sich und ihr Kind Hilfe suchen.

Ständiger Familienstreit, die Trennung der Eltern, selbst die Geburt eines Geschwisterchens können für ein Kind belastend sein. Dieser psychische Stress wirkt sich häufig auf das spätere Leben des Kindes aus, warnt die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM). Eltern und Kinder brauchen in Stresssituationen deshalb Unterstützung.

Am besten lassen sich Eltern helfen, wenn sie in Krisen stecken oder Spannungen in der Partnerschaft bemerken – möglichst bevor das Kind etwas mitbekommt. Dazu können sie sich zum Beispiel an eine Erziehungsberatungsstelle wenden. „Eltern sollten berücksichtigen, dass besonders kleine Kinder emotional eng mit ihnen verbunden sind“, sagt Maria Große Perdekamp von der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung. „Sie sind hochsensibel für die Befindlichkeiten ihrer Bezugspersonen.“

Unter anhaltendem Stress schüttet der kindliche Körper permanent zu viel des Stresshormons Cortisol aus. Das wiederum stört Funktionen des Gehirns – vor allem in Bereichen, die für die Konzentration und die Selbstregulierung verantwortlich sind. Waren Kinder gleich mehreren Stressfaktoren ausgesetzt, betäuben sie sich im Jugendalter deutlich öfter mit Drogen oder Alkohol, haben ein doppelt so hohes Risiko, an einer Depression zu erkranken, und entwickeln fünf Mal häufiger eine Essstörung. Ihre Lebenserwartung kann neuen Studien zufolge dadurch um bis zu 20 Jahre sinken, warnt Professor Ulrich Egle aus der Schweiz, der zu dem Thema eine Übersichtsarbeit verfasst hat.

Wenn es für eine Erziehungsberatung zu spät ist, sei es sinnvoll, das Kind psychologisch betreuen zu lassen, rät Egle. Eltern wenden sich dazu am besten an einen spezialisierten Kinder- und Jugendpsychotherapeuten.

Quelle: dpa