Umfrage: Eltern mit Inklusionserfahrung bewerten Schule positiver

Wie bewerten Eltern das gemeinsame Lernen von Schülern mit und ohne Förderbedarf? Die persönlichen Erfahrungen sind wichtig. Wer das Thema nur aus der Theorie kennt, so eine Studie, ist skeptischer.

Schulen, in denen Behinderte und Nichtbehinderte gemeinsam unterrichtet werden, schneiden aus Sicht der Eltern besser ab als solche, in denen dies nicht der Fall ist. Das geht aus einer am Mittwoch vorgestellten Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor. In Schulen mit sogenannter Inklusion sind demnach 68 Prozent der befragten Eltern mit der individuelle Förderung ihrer Kinder zufrieden. Bei Eltern, deren Kinder auf eine nicht-inklusive Schule gehen, liegt dieser Wert 10 Prozentpunkte niedriger.

Auch Lehrer an inklusiven Schulen bekommen bessere Bewertungen. Sie gelten als kompetent (89 zu 82 Prozent), können gut erklären (86 zu 77), fördern die Stärken der Schüler (72 zu 60 Prozent) und arbeiten an den Schwächen (69 zu 53). Gut ein Drittel der deutschlandweit befragten Eltern gab an, dass ihr Kind auf eine inklusive Schule geht.

Fazit der Studienmacher: Eigenes Erleben verringert Skepsis. “Konkrete Erfahrung überzeugt Eltern von Inklusion. Ein schrittweiser Ausbau von inklusiven Schulen ist deswegen sinnvoll. Voraussetzung dafür ist, mehr Lehrer zum inklusiven Unterrichten fortzubilden”, erläuterte Jörg Dräger vom Vorstand der Stiftung.

Konkrete Erfahrungen mit Inklusion erzeugen eine positivere Haltung

Ausdrücklich unterscheidet die Studie zwischen konkreten Erfahrungen mit der Inklusion in Schulen und allgemeinen Einstellungen. Zwar stufen 70 Prozent der Befragten gemischtes Lernen als gesellschaftlich wichtig ein. 60 Prozent allerdings glauben, dass Kinder mit Handicap auf Sonderschulen besser gefördert werden. Gut die Hälfte meint, dass Kinder ohne Förderbedarf auf inklusiven Schulen fachlich gebremst werden.

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Udo Beckmann, erklärte: “Das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Handicap wird längst mehrheitlich von Lehrern und Eltern gewollt.” Umso mehr stehe die Politik in der Pflicht, die notwendigen Bedingungen an den Schulen zu sichern. Fehlende Rahmenbedingungen würden Lehrer durch hohes Engagement ausgleichen. Das könne aber nicht die Lösung sein, sagte Beckmann laut Mitteilung. Der VBE fordert kleinere inklusive Lerngruppen und eine ständige Doppelbesetzung mit Lehrern und Sonderpädagogen in den Regelschulen.

2009 hatte sich Deutschland mit der Ratifizierung einer UN-Konvention verpflichtet, Schüler mit und ohne Handicap gemeinsam zu unterrichten. Im Schuljahr 2013/2014 haben rund 30 Prozent der knapp 500 000 Förderschüler in Deutschland eine Regelschule besucht. Vor sieben Jahren lag der Inklusionsanteil noch unter 20 Prozent.

Quelle: dpa