“Klinikclowns sind ein zweischneidiges Schwert”

© Det Kempke

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Eine Studie in Greifswald prüft aktuell die Wirkung des Lachens auf den Heilungserfolg bei kranken Kindern. Bei einem positiven Ergebnis sollen Clowns stärker in den Klinikalltag integriert werden. Ein Gespräch mit dem Kabarettisten Eckart von Hirschhausen, dessen Stiftung “Humor hilft heilen” Humor- und Lach-Projekte für Patienten unterstützt.

Martina Rathke: Welche Wirkung hat das Lachen auf kranke Menschen und den Heilungsverlauf?

Eckart von Hirschhausen: Ich schlage einen kleinen Selbstversuch vor: Hauen Sie sich zweimal mit dem Hammer auf den eigenen Daumen. Einmal alleine – und dann nochmal in Gesellschaft. Bist du allein, tut es lange weh. Mit jemandem in der Nähe musst du lachen, und der Schmerz lässt nach. Deshalb sollten Menschen mit Schmerzen und anderen Problemen immer andere Menschen und etwas zu lachen haben. Jeder Arzt und jede Pflegekraft kennt aus eigener Anschauung die heilsame Wirkung von Hoffnung, von guter Stimmung und von Lachen. Wissenschaftlich ist es bei den vielen Einflussfaktoren und verschiedenen Krankheitsverläufen sehr aufwendig, das im Einzelfall zu belegen.

Zur Person

Eckart von Hirschhausen ist Bestseller-Autor und Fernsehmoderator. Als ehemaliger Kinderneurologe kennt er den Klinikbetrieb aus eigener Erfahrung – das verschafft ihm Glaubwürdigkeit.Warum ist es wichtig, wissenschaftlich zu belegen, was uns unser Bauchgefühl bereits sagt: nämlich, dass Lachen gesund macht?

Auf das Bauchgefühl hört im Krankenhaus schon lange kaum einer mehr. Sonst würden wir nicht die Menschen, die dort arbeiten, auspressen wie Zitronen und uns wundern, dass sie sauer sind.

Qualitätsstandards sind wichtig

Sollten Klinikclowns Teil der Regelversorgung und somit über die Krankenkassen finanziert werden?

Wie die Hospizbewegung ist die Idee der Klinikclowns etwa seit 20 Jahren Teil einer Gegenkultur zur industrialisierten Medizin. In dem Moment, wo die Clowns “Regelversorgung” werden, wird an ihnen wahrscheinlich genauso gnadenlos gespart wie an Pflege und Therapeuten. Deshalb ist das ein zweischneidiges Schwert und momentan über Spenden finanziert. Der große Vorteil der Clowns: Sie stehen außerhalb der Hierarchien, sie können sich ihre Zeit frei einteilen, sie sind die “Joker” der Zuwendung und können dorthin gehen, wo sie gerade gebraucht werden.

Wie muss die Clowntherapie aus Ihrer Sicht in die Kliniken integriert werden?

Der “Dachverband für Clowns im Krankenhaus” und meine Stiftung “Humor hilft heilen” haben Qualitätsstandards definiert und helfen gerne bei Weiterbildung und Coaching der Gruppen vor Ort. Langfristig könnte hier ein neuer Gesundheitsberuf entstehen – wie in den Niederlanden oder der Schweiz schon flächendeckend realisiert.

Interview: Martina Rathke (dpa)