Mit passenden Möbeln den Rücken schonen

Matratzenwahl: Eine individuelle Beratung im Fachgeschäft ist wichtig. © picture alliance/dpa Themendienst

Matratzenwahl: Eine individuelle Beratung im Fachgeschäft ist wichtig. © picture alliance/dpa Themendienst

Rückenschmerzen gelten als Volksleiden. Unser Alltag fördert die Schmerzen oft noch. Und ausgerechnet der Ort, wo es uns einfach gut gehen sollte, das Zuhause, ist meist falsch eingerichtet. Dabei sind rückenschonende Möbel keine teuere Spezialsache.

Der Nacken spannt, der Rücken schmerzt, die Gelenke tun weh: Viele klagen über diese Volksleiden im Alltag, manchem sind sie ständiger Begleiter. Auslöser können mangelnde Bewegung, Verschleiß und eben auch die falschen Möbel sein. Wer zu lange auf einem tief einsinkenden Sofa sitzt, einem harten Stuhl ausharrt oder einer durchgelegenen Matratze schläft, spürt es irgendwann im Kreuz.

Rückenschonende Möbel sind nicht unbedingt teure, speziell auf Ergonomie getrimmte Stücke. Viel wichtiger ist das Wissen um die richtige Haltung für den Rücken – so findet man unter herkömmlichen Möbeln und einfachen Raumideen hilfreiche Lösungen. Und erkennt: Manchmal ist weniger sogar mehr. Auch das Aufräumen ist ein Teil der Lösung. Hier die Tipps:

Zimmer aufräumen

„Viele Wohnungen sind mit Möbeln zugestellt. Da gibt es kaum Platz für die freie Bewegung im Raum“, sagt Michael Finder, Leiter der Arbeitsgemeinschaft Prävention im Deutschen Verband für Physiotherapie. Die Wohnung sollte Bewegungsanreize bieten, etwa eine Übungsmatte oder ein Ergometer im Wohnzimmer. Auch der Verzicht auf Fernbedienungen fördert die Aktivität. Man muss schließlich aufstehen, um das TV-Programm zu wechseln, die Jalousien herunterzufahren oder das Deckenlicht zu dimmen. Und: In einer aufgeräumten Wohnung funktioniere selbst das Telefonieren im Stehen oder Umhergehen besser.

Das Körpergefühl verbessern

Einen explizit empfohlenen Stuhl für Menschen mit Rückenleiden gebe es nicht, da sich die Leiden stark unterscheiden, betont Finder. „Bei der Wahl der passenden Sitzmöbel ist das angenehme Gefühl entscheidend.“ Und dafür muss die eigene Wahrnehmung geschult sein, man muss auf die Signale des Körpers achten und merken, was einem gut tut. „Generell gilt, dass Sitzmöbel keine Zwangshaltung provozieren sollten“, erklärt Finder. Eine enge Sitzhaltung, bei der die Beine angewinkelt sind und sich nicht nach vorne ausstrecken lassen, schränkt die Bewegungsfreiheit ein. Stühle sollten verschiedene Sitzpositionen zulassen. Und diese wird bestenfalls spätestens nach 20 Minuten verändert.

Matratzenwahl: Fest für Schwere, weich für Leichte

Entscheidend ist natürlich die Matratze. Ganz grundsätzlich gilt: „Schwere Menschen benötigen eine festere Matratze, um die Wirbelsäule zu stützen. Leichtere eine entsprechend weichere“, erklärt Claudia Wieland vom Fachverband Matratzen-Industrie. Zu feste Matratzen hinterlassen bei leichten Menschen Druckstellen im Bereich von Schulter, Rücken und Hüfte. Aber Wieland betont: „Matratzen geben kein Heilversprechen.“ Sie könnten aber Problemzonen stützen. Dazu gehören die Schultern, die zum Schlafen tief in die Matratze einsinken sollen, bei Frauen zusätzlich die Hüfte. „Die Wirbelsäule der Seitenschläfer muss auf der Matratze eine gerade Linie bilden“, erläutert Wieland. „Tut sie das nicht und zeigt Wölbungen auf, leidet die Bandscheibe.“ Wichtig ist hier aber: die individuelle Beratung im Geschäft.

Sitzmöbel mit stärkender Einlage

Bürostühle sollten bequem sein und die Wirbelsäule nicht zusätzlich belasten. Das Gleiche gilt für sonstige Stühle. Ergonomisch gute Modelle sind so gebaut, dass man langes Sitzen nicht spürt. Wichtig ist eine verstellbare Rückenlehne mit stärkender Kisseneinlage, die eine aufrechte Haltung fördert. Gut geeignet zum einfachen und regelmäßigen Wechsel der Sitzposition sind laut Finder eine Bank am Esstisch und Wippstühle. Das weiche, tiefe Sofa ist ein Problemfall: Hier rät Finder zu verschiedenen Einstellungen, um die Sitzposition verändern zu können, ebenso wie eine angenehme Höhe von Polster und Rückenlehne. Grundsätzlich gilt: Beim Aussuchen im Handel auf Sofa, Sessel oder Stuhl die Position einnehmen, die man üblicherweise daheim wählt.

Küche auf Ellbogenhöhe

Zu niedrige Arbeitsflächen oder zu hohe Wandschränke, an die man nur schwer herankommt, führen auf Dauer zu ungünstiger Körperbelastung. Die optimale Höhe der Arbeitsplatte liege etwa 10 bis 15 Zentimeter unterhalb des Ellbogens, erklärt Kirk Mangels von der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche (AMK). „In einer ergonomischen Küche macht es Sinn, das Kochfeld abzusenken, um besser in den Töpfen zu arbeiten.“ Die AMK empfiehlt hier eine Tiefe von 25 Zentimetern unterhalb des Ellenbogens. Die Spüle kann höher liegen.

Wenn zwei oder mehr Bewohner regelmäßig in der Küche stehen, muss ein Kompromiss her: Eine Abweichung von zehn Zentimetern nach oben und fünf nach unten zum Idealwert ist tolerierbar. Sonst macht es Sinn, auf höhenverstellbare Arbeitsflächen zu setzen. Das sowie eine teilweise niedrigere Arbeitsplatte helfen, eine Entlastung bei langen Stehphasen zu erzielen. So kann man sich zeitweise an die Arbeitsplatte setzen, erklärt Mangels.

Standard bei fast jeder neuen Küche ist der Einbau von Elektrogeräten auf Arbeitshöhe. Vollauszüge in den Unterschränken erleichtern es, ohne großes Bücken an Geschirr und Vorräte zu gelangen. Praktisch sind elektronisch absenkbare Oberschränke.

Höheres Bett

Ein hohes Gestell aus Rahmen und Matratze hilft beim Aufstehen aus dem Bett, gerade mit Rückenschmerzen. „Etwa so hoch, dass man sich beim Setzen auf die Bettkante wie auf einem Stuhl fühlt“, rät Claudia Wieland vom Fachverband Matratzen-Industrie. Eine gute Höhe bieten Boxspringbetten, ein höheres Bettgestell mit einer Kaltschaummatratze könne allerdings den gleichen schmerzreduzierenden Effekt erzielen.

 

Von Evelyn Steinbach (dpa)