Ihr redet ständig mit euch selbst? Sehr gut, denn Selbstgespräche helfen, Stress und unangenehme Gefühle besser zu verarbeiten – darauf weisen zumindest Wissenschaftler der Universität Michigan hin. Ein Gastbeitrag von Silvia Follmann
Ihr ertappt euch oft dabei, dass ihr gedankenversunken mit euch selbst redet? Ich auch, und zwar nicht nur zu Hause oder im Büro, sondern auch auf der Straße oder im Supermarkt. Dummerweise bekomme ich das in der Regel erst dann mit, wenn andere Menschen mich komisch oder irritiert anschauen.
Der Dialog mit sich selbst ist jedoch alles andere als eine schrullige Eigenschaft: Laut einer Studie der Universität Michigan aus dem Jahr 2017 kann er bei der Stressbewältigung sowie bei der Bewältigung negativer Gedanken helfen – zumindest, wenn man von sich selbst in der dritten Person spricht.
Weniger Ich, mehr Distanz
Im ersten Teil der Untersuchung zeigten die Forscher ihren Probanden neutrale und aufwühlende Bilder. Anschließend mussten die Studienteilnehmer kurz erklären, was die Bilder in ihnen auslösen – entweder in der Ich-Form oder in der dritten Person. Also: „Wenn ich das sehe, fühle ich …“ Oder: „Wenn Lisa das sieht, fühlt sie …“.
Im zweiten Schritt sollten die Probanden über unangenehme Erinnerungen sprechen – auch hier in der Ich-Form oder in der dritten Person. Während die Studienteilnehmer erzählten, maßen die Forscher ihre Hirnströme. Das Ergebnis: Durch das Sprechen in der dritten Person klang die emotionale Erregung deutlich schneller ab als in der Ich-Form.
Warum das so ist? Mit dem Verzichten auf das „Ich“ konnten die Teilnehmer eine emotionale Distanz zu ihren Gefühlen aufbauen und so objektiver über ihre Emotionen urteilen – kurz gesagt: Selbstgespräche können uns in (emotional) stressigen Situationen helfen, unsere Selbstkontrolle wiederzuerlangen.
Wie hilfreich Selbstgespräche sind, wissen schon Kinder
Mit ihren 52 Teilnehmern ist die Studie der Universität Michigan zwar nicht repräsentativ, aber dass Selbstgespräche einen positiven Effekt auf unsere Stimmung haben können, ist keine Neuigkeit. Kinder wissen das beispielsweis ganz intuitiv – nicht umsonst fangen viele bereits mit zwei Jahren an, mit sich selbst zu reden und damit ihre Erfahrungen zu „reflektieren“.