Den halben Tag auf der Toilette zu verbringen, schränkt Durchfall-Geplagte ganz schön ein. Der flüssige Stuhl ist aber nicht nur lästig, er kann auch auf Krankheiten hindeuten. Geht es nicht nach ein paar Tagen vorbei, sollte der Betroffene zum Arzt gehen.
Durchfall ist keine Krankheit, es ist ein Symptom. Irgendetwas im Körper ist nicht in Ordnung. Man hat sich mit einem Virus angesteckt, verträgt ein Medikament nicht – oder ist einfach gestresst. Durchfall hat, wer über mehrere Tage mehr als zwei bis drei Mal pro Tag zur Toilette muss. Der Stuhl ist dabei flüssig oder sogar wässrig, erklärt Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer in Berlin. Neben Flüssigkeit gehen dem Körper dabei auch wichtige Mineralstoffe verloren.
Durchfall wird häufig durch Viren oder Bakterien ausgelöst. Gerade im Winter erkranken viele Menschen an Noro- und Rotaviren – beide Durchfallerreger gelten als hochansteckend. Aber auch bestimmte Medikamente können dahinterstecken. Antibiotika haben manchmal Durchfall als Nebenwirkung, erklärt Professor Andreas Stallmach. Er ist Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie am Universitätsklinikum Jena in Thüringen. Durchfall kann auch Folge einer Lebensmittelvergiftung sein oder auf eine chronische Entzündungen des Darms zurückgehen. Manchmal ist es aber auch Stress, der einem auf den Magen und Darm schlägt.
Den Flüssigkeits- und Mineralstoffhaushalt wieder auffüllen
Oft wird der Stuhl von allein nach zwei bis drei Tagen wieder fester. „Dauert der Durchfall allerdings länger oder kehrt er oft wieder, dann muss die Ursache medizinisch abgeklärt werden“, sagt Bettina Sauer von der Stiftung Warentest in Berlin. Besonders aufpassen müssen Betroffene auch, wenn sie Blut im Stuhl finden, wenn sie Fieber haben, ihnen schwindlig ist oder die Haut schlaff aussieht. Blut im Stuhl kann auf einen Tumor in der Darmwand hindeuten. Eine schlaffe Haut zeigt, dass der Körper stark ausgetrocknet ist. Dann muss im Krankenhaus eventuell Flüssigkeit über eine Infusion zugeführt werden.
Was Ärzte gegen den flüssigen Stuhl unternehmen, hängt vom Auslöser des Durchfalls ab. Das Wichtigste: Um nicht auszutrocknen, muss der Betroffene viel trinken. Täglich sollten es Stallmach zufolge zwei bis drei Liter sein. Manchmal kommt zum Durchfall allerdings noch ständiger Brechreiz. Dann fällt es schwer, große Mengen zu trinken. Stallmachs Tipp: Ist dem Patienten übel, trinkt er am besten immer nur kleine Schlucke – über den ganzen Tag verteilt.
Weil durch den flüssigen Stuhl aber nicht nur Flüssigkeit, sondern auch Mineralstoffe verloren gehen, sollten Betroffene nicht einfach Wasser trinken. „Elektrolytlösungen aus der Apotheke können helfen, den Mineralstoffverlust auszugleichen“, erläutert Stallmach. Sie enthalten eine Mischung aus Salzen wie Kochsalz und Natriumcitrat sowie Kaliumchlorid und Traubenzucker. Früher griffen Durchfallpatienten gern zu Cola und Salzstangen – eine Kombination, auf die man aber besser verzichtet. „Cola enthält viel zu viel Zucker, das kann den Durchfall verstärken“, sagt Stallmach. In den Salzstangen fehlen andere Salze wie Kalium oder Nitrate, fügt Sellerberg hinzu.
Wer keine Elektrolytlösung im Haus hat, kann sie auch selbst herstellen: In einen Liter abgekochtes Leitungswasser oder stilles Mineralwasser werden je ein viertel Teelöffel Kochsalz und Backpulver gerührt. Dazu kommen zwei Esslöffel Zucker oder Honig und eine halbe Tasse Orangensaft. Der enthält nämlich Kalium. Dieses Gemisch trinkt der Durchfall-Geplagte in kleinen Schlucken. Auch ein bis zwei zerdrückte Bananen helfen.
Schonkost ist meist nicht erforderlich
Weil hinter dem Durchfall so viele verschiedene Ursachen stecken können, ist es zudem wichtig, genau hinzuschauen. Hatte der Betroffene in letzter Zeit viel Stress? In dem Fall kann er zum Beispiel mit Entspannungsübungen gegensteuern und versuchen, zur Ruhe zu kommen. Wenn man schon weiß, dass man zum Beispiel auf Antibiotika mit Durchfall reagiert, kann der Arzt ein zusätzliches Präparat verschreiben, das diese Nebenwirkung verhindert.
Anders als früher raten Ärzte heute nicht mehr zu Schonkost, wenn jemand Durchfall hat. Der Patient soll das essen, worauf er Appetit hat. Eine Ausnahme gibt es aber, nämlich wenn der Durchfall während einer Reise in ein Land mit eher niedrigen Hygienestandards auftritt: „Dort sollte man zur Vorbeugung keine Rohkost essen, nur abgekochtes oder industriell abgefülltes Wasser trinken und auf Eiswürfel verzichten“, rät Sellerberg. In weiten Teilen Afrikas, in Asien und der Karibik bekommen Reisende besonders häufig Durchfall.
Damit Krankheitserreger keine Chance haben sich auszubreiten, ist aber auch zu Hause Hygiene wichtig. „Dazu gehört vor allem, sich vor und nach der Küchenarbeit, vor allen Mahlzeiten und nach jedem Toilettengang die Hände gründlich mit Seife zu waschen“, sagt Stiftung-Warentest-Redakteurin Sauer. Auch bei der Zubereitung von bestimmten Speisen sollte man einiges beachten. Tiefkühlgeflügel ist zum Beispiel häufig mit Erregern, die Magen-Darm-Beschwerden auslösen können, belastet. Um zu verhindern, dass die sich ausbreiten, taut das Geflügel am besten in einem Topf im Kühlschrank, das Tauwasser wird anschließend weggeschüttet. Wenn man es dann richtig durchgart, besteht in der Regel keine Gefahr.
Von Sabine Meuter (dpa)