Skoliose

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Dass unsere Wirbelsäule anfällig für Krankheiten ist, wusste schon der berühmte griechische Arzt Hippokrates. Eine dieser Erkrankungen ist die Skoliose, eine schmerzhafte Verkrümmung der Wirbelsäule.

Ein besonderes Merkmal des Menschen ist sein aufrechter Gang – und den verdanken wir nicht zuletzt unserem Rückgrat. Schnurgerade ist die Wirbelsäule jedoch bei keinem von uns – und das ist auch gut so.

Von der Seite betrachtet sieht sie aus wie ein “S“, ist also zweifach gebogen. Im Hals- und Lendenwirbelbereich biegt sie sich leicht nach vorne; dort, wo Brustbein sowie Kreuz- und Steißbein sitzen, neigt sie sich nach hinten. Die Krümmungen federn unsere Schritte beim Laufen ab und helfen, die Erschütterung besser zu verteilen. Bei einer Skoliose (altgrie. σκολιός, skolios „krumm“) hat sich die Wirbelsäule jedoch allzu viel Mühe gegeben und sich mehr verdreht, als ihr guttut.

Was bedeutet das genau?

Bei einer Skoliose verbiegt sich die Wirbelsäule zu stark nach rechts oder links und die einzelnen Wirbel sind zusätzlich verdreht. Die Folge: Das Schulterblatt schiebt sich hinauf und die Rippenbögen, die den Brustkorb seitlich umschließen, treten am Rücken hervor – es entsteht eine Art Rippenbuckel. Tritt die Krümmung im Bereich der Lendenwirbelsäule auf, bildet sich ein sogenannter Lendenwulst.

Ab einem Krümmungswinkel von zehn Grad oder mehr sprechen Mediziner von einer Skoliose (altgrie. σκολιός, skolios „krumm“). Gemessen wird die seitliche Ausbiegung übrigens mit dem sogenannten Cobb-Winkel – benannt nach seinem Erfinder, dem US-amerikanischen Chirurgen und Orthopäden John Robert Cobb.

Woher kommt die Krümmung?

Gut 80 bis 90 Prozent aller Skoliosen sind idiopathisch (altgriech. ἴδιος ídios „eigen“ und πάθος páthos „Leiden“), das heißt, ihre Ursache ist unklar. Die Fehlstellung wird meist in der Pubertät bemerkt. Ärzte vermuten daher wachstumsbedingte Ursachen. Möglich ist jedoch auch, dass irgendwelche Hormone verrücktspielen oder die Gene ihre Finger im Spiel haben.

Und was ist mit den restlichen zehn Prozent?

Die sind „symptomatisch“ – die Ursache ist also bekannt. Mögliche Auslöser sind: eine angeborene Fehlbildung der Wirbelsäule, eine Nervenerkrankung wie die Infantile Zerebralparese oder ein Unfall. Außerdem nimmt im Alter die Knochendichte ab und das Bindegewebe verliert an Straffheit und Elastizität. Auch hierdurch kann es passieren, dass die Wirbelsäule an Halt verliert und seitlich „abknickt“.

Was ist an einer Skoliose – abgesehen davon, dass sie nicht so schön aussieht – eigentlich so schlimm?

Unsere Wirbelsäule besteht aus einer Vielzahl eng aufeinandergestapelter, kurzer Knochenstücke, den sogenannten Wirbeln. Damit die nicht bei jedem unserer Schritte schmerzhaft aufeinander krachen, sitzen zwischen ihnen die Bandscheiben (lat. discus intervertebralis). Das sind feste Knorpelringe, die im Inneren einen weichen Kern haben. Sie bestehen überwiegend aus Wasser, machen unsere Wirbel überhaupt erst beweglich und federn unsere Schritte ab.

Durch eine dauerhafte Skoliose werden einzelne Wirbel einseitig belastet und unsere kleinen Bandscheiben-Puffer nutzen sich ab. Die Folge: Die wasserartige Flüssigkeit läuft aus, die Wirbel prallen ungeschützt aufeinander und der Bandscheibenvorfall ist da. Darüber hinaus kann es passieren, dass sich der Brustkorb durch die fortschreitende Krümmung verschiebt und die Lunge und andere Organe zusammenstaucht; Atemnot ist die Folge. Im schlimmsten Fall kommt es gar zu Störungen des Herz-Kreislauf-Systems.

Wie wird die Krankheit behandelt?

Ob eine Behandlung notwendig ist, hängt vom Grad der Verbiegung ab sowie davon, wie schnell die Krümmung fortschreitet. Bei einem Cobb-Winkel von 10 Grad reicht meist der regelmäßige Gang zur Physiotherapie. Ist die Deformation größer als 25 Grad, kommt meist ein Korsett zum Einsatz – in der Regel kombiniert mit physiotherapeutischen Übungen. Ab einer Verbiegung von 45 bis 50 Grad raten Ärzte in der Regel zur Operation.

Insgesamt gilt: Je früher die Krümmung entdeckt wird, desto besser lässt sie sich behandeln. Denn atemberaubend soll sie möglichst nicht werden.