Seitenstechen

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Aua! Mist! Viele Menschen, insbesondere Läufer, werden beim Sport von Seitenstichen geplagt. Allein mit zu wenig Training oder der falschen Atmung lässt sich der fiese, stechende Schmerz jedoch nicht erklären.

Fest steht: Das gemeine Ziehen unterhalb des Rippenbogens tritt meist bei körperlicher Belastung auf, vor allem bei Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen – in punkto „Seitenstiche“ sind Sportmuffel also klar im Vorteil. Die unangenehmen Stiche können rechts, links oder – wenn wir Pech haben – auf beiden Seiten gleichzeitig auftreten. Hören wir auf, uns anzustrengen, verschwindet der krampfartige Schmerz in der Regel von ganz alleine.

Woher kommen die Seitenstiche?

Das ist tatsächlich noch nicht endgültig geklärt. Damit uns die fiesen Stiche jedoch nicht auch noch auf der Nase herumtanzen, hat die Sportmedizin sich ordentlich ins Zeug gelegt und eine Reihe von Theorien aufgestellt. Manege frei für die drei prominentesten der möglichen Verursacher:

Verdächtiger Nr. 1: Das Zwerchfell

Egal ob High-Speed-Joggen, Eierlauf oder gemächliches Treppensteigen: Sobald wir uns bewegen, brauchen unsere Muskeln, also auch unser Zwerchfell, Energie. Das Zwerchfell sitzt unmittelbar neben der Milz, trennt Brust- und Bauchhöhle voneinander und sorgt dafür, dass unsere Atmung funktioniert.

Die Energie dafür kommt aus den Muskelzellen – den sogenannten Myozyten, aus denen sie aufgebaut sind. Die fleißigen Zellen wandeln chemische Energie in mechanische um. Den „Brennstoff“, den sie dafür brauchen ist das Adenosintriphosphat (ATP), dass unser Körper durch die schrittweise Oxidation von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen gewinnt. Je schneller und tiefer wir nun atmen, desto sauerstoffreicher wird unser Blut und desto mehr Nährstoffe können unsere Muskelzellen in ATP und damit in Energie umwandeln.

Da unsere Beinmuskulatur beim Laufen besonders beansprucht wird, wird ein Großteil des sauerstoffreichen Blutes in die Beine geleitet. Gegen diesen (kurzfristigen) Sauerstoffengpass rebelliert unser Zwerchfell und verkrampft sich in seinem Ärger. Dann heißt es nur noch: Aua!

Verdächtiger Nr. 2: Die Milz

Die Milz wiegt zwischen 150 bis 200 Gramm, ist unter anderem für die Immunabwehr und die Reinigung unseres Blutes zuständig und ziemlich stolz darauf, das größte lymphatische Organ unseres Körpers zu sein. Beim Joggen und schnellen Eierlaufen quetscht das rund 13 Zentimeter lange Organ seine letzten Blutreserven aus, um den erhöhten Energiebedarf der Beinmuskulatur zu decken – das heißt, sie zieht sich zusammen. Dadurch gelangt zwar mehr Blut in den Blutkreislauf – aber es sticht.

Ganz einig sind sich die Forscher in diesem Punkt allerdings nicht. Gleich neben der Milz liegt nämlich die Leber. Es wird deshalb gemunkelt, dass vielleicht sie es ist, die aufgrund der schlechteren Durchblutung zwickt. Außerdem sitzt die Milz auf der rechten Seite, Seitenstechen kann jedoch auch links auftreten.

Verdächtiger Nr. 3: Der volle Magen

Zum Verdauen eines üppigen Mahls verlangt unser Magen-Darm-Trakt nach einer guten Durchblutung und steht damit in direkter Konkurrenz zu unserer Beinmuskulatur. Anders als unsere kleine Milz-Märtyrerin sieht der Magen es allerdings gar nicht ein zurückzustecken. Das Ergebnis: Zwerchfell und Milz kommen zu kurz und geraten zusätzlich unter Druck – dann heißt es wieder: Aua!

Ein voller Magen kann außerdem aufs Zwerchfell drücken: Um genug Atemluft anzusaugen, bewegt sich der Muskel hoch und runter. Ein voller Verdauungsapparat engt unser tüchtiges Zwerchfell ein und erzeugt ein zusätzliches Druckgefühl.

Wie lässt sich das krampfartige Stechen vermeiden?

So viele Theorien es über die Entstehung von Seitenstichen gibt, so unterschiedlich sind die Methoden, um ihnen am besten vorzubeugen. Hier die vier gängigsten Empfehlungen:

  1. Auf die richtige Atemtechnik achten. Das heißt: tief (bis in den Bauch) und gleichmäßig durch die Nase ein- und durch den Mund ausatmen („Laufen ohne zu schnaufen“).
  2. Vor dem Laufen auf den Döner verzichten.
  3. Fleißig trainieren – denn je fitter wir sind und je kräftiger unsere Bauchmuskulatur ist, desto eher scheinen wir von Seitenstechen verschont zu bleiben.
  4. Die Haltung nicht vergessen. Ein krummer Rücken kann den Druck auf die Bauchhöhle erhöhen und dadurch Seitenstiche verursachen.

Was tun, wenn es doch sticht?

Das Tempo bis zum Gehen drosseln, Arme hochnehmen, mehrmals tief – und vor allem ruhig – durchatmen und die Bauchmuskulatur bewusst entspannen. Manchen Menschen hilft es auch, mit der Hand in die Stelle des Schmerzes zu drücken.