Spätabtreibung: Ist behindertes Leben weniger lebenswert?

Für das Videoformat „Hirnwäsche“ von funk hat sich Raúl Krauthausen mit dem schwierigen Thema Spätabtreibung beschäftigt.

Spätabtreibungen nach der 22. Schwangerschaftswoche sind in Deutschland nur in bestimmten Fällen möglich – aber sie sind erlaubt. Eine Abtreibung nur wegen einer Behinderung des ungeborenen Kindes ist dagegen seit 1995 verboten. Dennoch werden jährlich zahlreiche Spätabbrüche durchgeführt, wenn Ärzte beim Fötus schwere Erkrankungen oder Fehlbildungen feststellen.

Spätabtreibung
In Deutschland sind Spätabtreibungen nur möglich, wenn eine medizinische Indikation besteht. Dies ist unter anderem der Fall, wenn die Schwangere in Lebensgefahr schwebt oder wenn schwerwiegende Gefahren für ihre körperliche oder seelische Gesundheit drohen. Wird im Rahmen der Pränataldiagnostik eine Fehlbildung oder eine schwere Erkrankung festgestellt, kann ein Schwangerschaftsabbruch ebenfalls aufgrund medizinischer Indikation zulässig sein – wenn also die körperliche oder seelische Gesundheit der Schwangeren in unzumutbarer Weise beeinträchtigt würde. In beiden Fällen sind vor dem Abbruchtermin eine ärztliche Beratung und mindestens drei Tage Bedenkzeit verpflichtend.

Aber was bedeutet das? Sind Menschen mit Behinderung weniger lebenswert als Menschen, die keine Behinderung haben? Diesen Fragen geht Rául Krauthausen in seiner dreiteiligen Videoreihe „Hirnwäsche“ nach. Krauthausen hat selbst eine Behinderung und sitzt aufgrund seiner Glasknochen im Rollstuhl. Ob er heute auf der Welt wäre, wenn es bei seiner Geburt schon die Pränataldiagnostik gegeben hätte, weiß er nicht.

In „Hirnwäsche“ trifft Krauthausen Frauen, die ihre ungeborenen Kinder abgetrieben haben, weil sie mit einer schweren Behinderung auf die Welt gekommen wären, skypt mit Peter Rott, einem Experten für Pränataldiagnostik und unterhält sich mit Catharina Kühne, einer jungen Frau mit Trisomie 21. Sein Ziel: Die unterschiedlichen Positionen zu verstehen und sie gegeneinander abzuwägen – und zwar möglichst unvoreingenommen. Wir sagen danke für diesen wirklich sehr sehenswerten (und auch persönlichen) Beitrag!

 

Teil 1: Spätabtreibung – ja oder nein?

Teil 2: Spätabtreibung – wegen Behinderung?

Teil 3: Spätabtreibung – Leben nicht lebenswert?!

„Hirnwäsche“ ist im YouTube-Kanal von Funk abrufbar. Funk ist ein gemeinsames Projekt von ARD und ZDF, das Online-Inhalte für junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren anbietet.