„Körperliche Unterschiede sind aufregend“

Foto: Jen Squires

Die Kanadierin Christa Couture trägt eine Beinprothese. Die Bilder, die sie im letzten Herbst während ihrer Schwangerschaft von sich machen ließ, sollen Frauen mit Behinderung sichtbar machen und sie dazu anregen, ihre eigene Geschichte zu erzählen.

Im Alter von 13 Jahren musste der Kanadierin Christa Couture das linke Bein amputiert werden – sie hatte Knochenkrebs und weder monatelange Chemotherapie noch Bestrahlung konnten die Tumore zurückdrängen. Seitdem trägt sie eine Prothese und kämpft gegen Stereotype und Vorurteile.

Heute ist Couture Musikerin und Schriftstellerin. Während ihrer Schwangerschaft fiel ihr auf, wie wenige Fotos es von werdenden Müttern gibt, die wie sie eine körperliche Behinderung haben. Als sie im Internet die Suchbegriffe „disability“ und „pregnancy“ eingab, blieb die Ergebnisliste tatsächlich so gut wie leer. Das wollte Couture ändern und ließ sich im 8. Schwangerschaftsmonat von der Fotografin Jen Squires fotografieren – mit und ohne Prothese. Ihr Ziel: anderen Frauen Mut zu machen und Menschen für das Thema „Behinderung“ und „Körperunterschiede“ zu sensibilisieren.

Foto: Jen Squires

Redaktion: Warum ist es so wichtig, dass wir mehr Frauen mit Körperunterschieden sehen?

Christa Couture: Sichtbare Behinderungen werden in den Medien kaum gezeigt. Eine Person muss sich nicht einmal selbst als behindert identifizieren, um sich ausgeschlossen zu fühlen. Denn wir alle fühlen uns anders als Filme, Fernsehen und Werbung es zeigen. Durch meine Fotos habe ich realisiert, dass wir diese Vielfalt endlich sichtbar machen müssen. Die Darstellung von Körperunterschieden in den Medien bezieht alle Menschen ein, egal in welchem Körper sie sich befinden.

Welche Botschaft möchtest du mit deinen Bildern senden?

Ich möchte zeigen, dass Körperunterschiede nicht außergewöhnlich sind. Denn abgesehen von Spitzenathleten wie Paralympics-Teilnehmer oder Hollywood-Cyborgs, sind Behinderungen etwas ganz Alltägliches. Ich hoffe, dass die Menschen durch meine Fotos spüren, dass alle Körper unterschiedlich sind, sie sind wunderschön und sie sind aufregend!

Was bedeuten die Fotos für dich persönlich?

Sie halten den schönen und flüchtigen Moment meiner Schwangerschaft fest. Außerdem zeigen sie mir, wie wohl ich mich inzwischen in meiner Haut fühle.

Was wünschst du dir für Frauen mit Körperunterschieden?

Dass sie stärker ins alltägliche Leben miteinbezogen werden, dass auch sie schön sein dürfen und dass sie das Selbstbewusstsein entwickeln, ihre eigenen Geschichten zu erzählen.

Foto: Jen Squires


Zur Autorin

Alina Hoppe arbeitet für bei EDITION F, einem Online-Magazin für „starke Frauen“. Gegründet wurde das Magazin im Jahr 2014 von Nora-Vanessa Wohlert und Susann Hoffmann. EDITION F, so ihr Wunsch, soll Frauen eine Bühne geben und sie inspirieren, Neues auszuprobieren – nicht nur im Alltag, sondern auch im Job. Zu dem Magazin gehört auch das Projekt Female Future Force, ein digitales Coaching für Frauen. Der Beitrag „Körperliche Unterschiede sind aufregend“ ist zuvor bei EDITION F erschienen. Für das IGPmagazin haben wir das Interview leicht gekürzt.