Ins Internet gehen? Manch ein älterer Mensch sieht keinen Mehrwert darin – oder traut sich das nicht zu. Dabei kann man problemlos im hohen Alter noch den Anfang machen. Manchmal eröffnen sich dann ganz neue Möglichkeiten.
Ein leckeres Rezept entdeckt, eine E-Mail vom Enkel gelesen und danach ein Medikament bestellt: Das Internet kann älteren Menschen neue Möglichkeiten eröffnen. Manche fürchten sich jedoch vor dieser neuen digitalen Welt, andere trauen sich nicht zu, die Technik noch zu erlernen. Dabei ist ein Einstieg immer möglich.
Vom Alter als vermeintliche Hürde hält Günter Born gar nichts. „Ich kenne 80-Jährige, die einem Dinge erklären, von denen man selbst noch keine Ahnung hatte“, erzählt der Autor aus Kelkheim, der das Buch „Internet – Leichter Einstieg für Senioren“ geschrieben hat. Er weiß: „Wenn die Angst vor der neuen Technik erstmal weg ist, sind Senioren begeistert davon.“
Neue Wege des Kontakts
Haushalt-Tipps, Reiseberichte und Produktvergleiche sind nur einen Klick entfernt. „Wer gerne kocht, kann sich ganz einfach viele neue Rezeptideen heraussuchen“, erklärt Nicola Röhricht von Service Gesellschaft der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO). Über eigene Interessen erschließt sich der Nutzen vom Internet am schnellsten.
Darüber hinaus bieten sich völlig neue Wege, mit seiner Familie in Kontakt zu bleiben. Mit dem Dienst Skype telefoniert man kostenlos – auch über Ländergrenzen – und kann sich dabei sogar per Video sehen. Soziale Netzwerke wie Facebook bieten Informationen zum Leben seiner Angehörigen, ohne dass es dafür immer persönlichen Kontakt benötigt.
Im Internet finden ältere Menschen außerdem viele Webseiten, die sich mit ihren Interessen und Bedürfnissen auseinandersetzen. Adressen wie senioren-ratgeber.de und feierabend.de sind nur zwei Beispiele. Allerlei spezielle Themen werden abgedeckt: Manche Seiten beschäftigen sich mit dem Leben als Großeltern (grosseltern.de) oder zeigen extravagante Mode älterer Frauen (advancedstyle.blogspot.de).
„Auch vom Einkaufen im Netz können ältere Menschen profitieren“, erklärt Röhricht. Wer seine Besorgungen nicht mehr selbst machen kann, bestellt über das Internet und lässt sich einfach beliefern. Zum Beispiel Supermärkte und Apotheken bieten solche Dienstleistungen.
Computerkurse helfen gegen die Angst
Trotz solcher Vorzüge haben viele ältere Menschen Angst vor der digitalen Welt. „Sie glauben mitunter, dass sie mit nur einem Klick etwas kaputtmachen oder sich gleich einen Virus herunterladen“, sagt Born. Umso wichtiger ist es, sich Basiswissen über diese neue Technik anzueignen. Wie funktioniert ein Browser? Wie nutzt man Google? Meist ist auch der Umgang mit Geräten wie PC oder Tablet nicht vertraut.
Örtliche Verbände und Senioren-Büros bieten dafür Computer- und Internetkurse. Dort finden sich meist auch Interessengruppen, in denen Senioren von Senioren lernen können, erklärt Röhricht. „Das geht oft besser, als wenn etwa Jugendliche ihren Großeltern die neue Technik erklären. Denn ältere Menschen ticken ähnlich und verstehen Probleme, die man mit der Technik haben kann, besser“, weiß sie. Viele Volkshochschulen bieten ebenfalls entsprechende Kurse an.
Einigen älteren Menschen fällt es schwer, mit Maus und Tastatur umzugehen. „Ein Tablet ist dann das ideale Einstiegsgerät, um das Internet zu entdecken“, findet Röhricht. Diese Geräte lassen sich per Druck auf den Bildschirm steuern. Das hat aber auch Tücken. „Mit zunehmenden Alter wird die Haut oft trockener. Das kann zu Problemen beim Bedienen per Touchscreen führen“, hat Born festgestellt. Er rät, das Gerät vor dem Kauf ausgiebig zu testen und herauszufinden, ob die Bedienung ohne Probleme funktioniert.
Wer ohnehin viel tippen und neben dem Surfen im Netz noch andere Aufgaben am Rechner erledigen will, greift besser zum Laptop, sagt Born. Auch das Drucken von Dokumenten geht darüber leichter.
Den Virenschutz nicht vergessen
Um sicher im Internet zu surfen, gelten für ältere Menschen die gleichen Regeln wie für alle anderen Webnutzer. Der Computer braucht einen aktuellen Virenschutz, das Betriebssystem sollte immer auf dem neuesten Stand sein. „Für beides aktiviert man am besten die automatische Aktualisierung“, rät Barbara Steinhöfel von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Wer sich ein WLAN-Netzwerk in den eigenen vier Wänden einrichten lässt, sollte darauf achten, den Zugang zu verschlüsseln und mit sicherem Passwort zu versehen.
Bei der Einrichtung von Geräten und Internetzugang können Verwandte, Bekannte oder Mitarbeiter von Senioren-Verbänden unterstützen. Auch einige Internetanbieter haben dafür spezielle Angebote, die aber meistens kostenpflichtig sind, sagt Röhricht.
Von Tom Nebe (dpa)