In der Pflege herrscht Fachkräftemangel. Pflegeroboter könnten das Problem lösen. Aber selbst wenn die Technik so weit sein sollte: Wollen sich Menschen tatsächlich von einer Maschine pflegen lassen?
Roboter Cody vom Healthcare Robotics Lab am Georgia Institute of Technology ist mannshoch und hat einen metallenen Oberkörper mit zwei Armen. Seine Handgelenke sind mit speziellen Kraft- und Drehsensoren ausgestattet. Auf seinen Schultern sitzt ein Laser, mit dem er den vor ihm liegenden Körper fein säuberlich scannt.
Vielleicht nicht morgen, aber schon bald sollen Pflegeroboter wie Cody Angehörigen und Krankenschwestern dabei helfen, bettlägerige Patienten umzubetten, aufzurichten und zu waschen. Die Frage ist nur, ob die Menschen das überhaupt möchten.
Im Angesicht des Pflegenotstands
Das wollte auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wissen und ließ eine repräsentative Umfrage durchführen. Laut dem aktuellen „ZukunftsMonitor – Gesundheit neu denken“ konnte sich tatsächlich gut jeder vierte Befragte vorstellen, zukünftig von einem Roboter gepflegt zu werden. Je jünger die Befragten waren, desto aufgeschlossener standen sie dem Gedanken gegenüber. Doch selbst bei den über 70-Jährigen hatte rund jeder Fünfte nichts dagegen, in Zukunft von einem Roboter aus dem Bett in den Rollstuhl gehoben zu werden.
Zahlen zur Pflegebedürftigkeit
In Deutschland sind derzeit rund 2,6 Millionen Menschen pflegebedürftig. Bis zum Jahr 2060 prognostiziert das Bundesministerium für Gesundheit annähernd eine Verdopplung auf 4,7 Millionen. Fachkräfte in den Pflegeberufen fehlen bereits heute.
Wissenschaftler wie Professor Oliver Bendel von der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) sehen die technische Entwicklung daher optimistisch. „Gerade in Anbetracht des Pflegenotstands“, sagt er, „können Roboter die Pflegenden nachhaltig entlasten.“
Johanna Knüppel vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) hat gegen den Einsatz von speziellen Robotern ebenfalls nichts einzuwenden. „Gerade beim Umlagern von Patienten“, sagt sie, „ist jede Hilfe willkommen.“
Schutz der Intimsphäre
Bei „schambesetzten Handlungen“ – wie dem Gang auf die Toilette –, fanden Wissenschaftler des schweizerischen Zentrums für Technologiefolgen-Abschätzung (TA-SWISS) heraus, bevorzugen einige Patienten sogar die Unterstützung eines Roboters gegenüber der eines Menschen.
Offenbar können Pflegeroboter wie Cody dazu beitragen, die Intimsphäre zu schützen. Das glaubt auch Oliver Bendel. Er führte mit seinen Studenten deshalb eine eigene Studie durch. Sie ist zwar nicht repräsentativ, doch das Ergebnis deckt sich mit der Einschätzung der TA–Wissenschaftler. „Nicht nur bei Routinetätigkeiten wie Einkaufen und Putzen“, fand Bendel mit seinen Studenten heraus, „sondern auch beim Waschen im Intimbereich ziehen manche Patienten die Hilfe eines Roboters vor.“
Johanna Knüppel vom DBfK hält persönlich zwar nicht viel von „humanen Waschmaschinen“, wie Cody eine ist. „Doch letztendlich“, sagt sie, „wird das jeder selbst entscheiden müssen.“