Hilf mir, Teddy, ich habe Schmerzen!

Um kranken Kindern die Zeit, die sie im Krankenhaus verbringen, erträglicher zu machen, haben Forscher aus den USA und Brasilien Roboter in Form von Teddybären entwickelt. Die Plüschtiere trösten die jungen Patienten – und unterstützen so den Heilungsprozess.

Die zehnjährige Aurora aus den USA hat Leukämie. Behandelt wird sie im Boston Children’s Hospital. Kinder wie sie müssen oft Wochen, wenn nicht gar Monate, im Krankenhaus verbringen. Häufig haben sie Schmerzen, fürchten sich vor der nächsten Blutabnahme, vermissen ihre Freunde und ihre Familie.

In Brasilien und den USA haben Forscher nun „ELO“ und „Huggable“ entwickelt, zwei Roboter in Teddygestalt. Beide sollen dafür sorgen, dass sich junge Patienten wie Aurora im Krankenhausbetrieb nicht so einsam fühlen. ELO ist eine Erfindung des Amaral Carvalho Krankenhauses von São Paulo. Huggable (was so viel wie „Knuddel“ heißt) wurde am Media Lab des Massachusetts Institute of Technology (MIT) entworfen.

„Wir können zwar nicht messen, was ein Kind in einem bestimmten Moment fühlt, aber wir wissen, dass Kinder, die glücklich sind, tatsächlich bessere Heilungschancen haben“, sagt Peter Weinstock, Leiter des pädiatrischen „Simulator Program“ (SIMPeds) am Boston Children’s Hospital. Er arbeitet mit den MIT-Forschern zusammen und hat die ersten klinischen Studien zu Huggable begonnen.

Schmusen für die Heilung

Damit Kinder sich wohlfühlen, braucht es eigentlich keinen Roboter. Viele Menschen müssen nur das Ohr eines Hundes kraulen oder den Bauch einer Katze streicheln, und schon fühlen sie sich besser. Bereits eine halbe Stunde Schmusen senkt Studien zufolge den Blutdruck und sorgt dafür, dass Wohlfühl-Hormone wie Oxytocin und Endorphine ausgeschüttet werden. Im Krankenhaus, vor allem auf der Intensivstation, sind Haustiere jedoch tabu.

„Besonders für Kinder ist das Krankenhaus sehr stressig“, betont Deirdre Logan, Kinderpsychologin am Boston Children’s Hospital. Viele verstehen nicht, was um sie herum passiert, wollen ihre Medikamente nicht nehmen oder fühlen sich von ihrer Familie allein gelassen.

In Brasilien kommt jedoch noch etwas anderes hinzu. Hier lebt nahezu jeder fünfte Mensch unterhalb der Armutsgrenze. Ihr Kind jeden Tag im Krankenhaus zu besuchen, können sich viele Eltern schlichtweg nicht leisten. Teddy ELO vom Hospital Amaral Carvalho ist deshalb nicht nur zum Spielen und Kuscheln da. Mit ihm können die jungen Patienten kostenlos Kontakt zu Familie und Freunden halten. Hierfür haben die Entwickler unter seinem Pelz eine SIM-Karte mit persönlicher Rufnummer versteckt. So empfängt das Plüschtier WhatsApp-Nachrichten. Drückt ein Kind ELO an der Tatze, spielt der ihm die Nachrichten vor.

Autonomes Knopfauge

Teddy Huggable hingegen ist weit mehr als ein Nachrichtenübermittler. Er handelt weitestgehend autonom, reagiert auf Berührungen, spricht mit seinen jungen Patienten und lenkt sie mit spielerischen Handlungen ab. Damit das funktioniert, haben die MIT-Forscher den knopfäugigen Roboter unter seinem kuscheligen blauen Fell mit rund 1.500 berührungsempfindlichen Sensoren ausgestattet. Durch sie erkennt er, an welchem Körperteil die Kinder ihn berühren.

Greift die zehnjährige Aurora Huggable bei der Tatze, freut er sich und schwingt die Arme zur Seite. Kneift sie ihn in den Bauch, legt er die Arme schützend vor ihn. Beim Sprechen braucht Huggable allerdings noch Unterstützung. Spielt Aurora mit ihm „Ich sehe was, was du nicht siehst“, muss er per Computer gesteuert werden. Ein Mensch gibt dann die passenden Antworten. Cynthia Breazeal, Leiterin der Forschungsgruppe des MIT Media Lab, arbeitet mit ihrem Team jedoch bereits daran, dass der Roboter auch das zukünftig alleine hinbekommt.

Kann Huggable wirklich den Heilungsprozess der Kinder unterstützen? Erste klinische Tests sprechen dafür. Die teilnehmenden Kinder, allesamt zwischen fünf und zehn Jahren alt, spielten unbefangen mit dem Teddyroboter und unterhielten sich mit ihm zum Beispiel über ihre Lieblingsfilme. „Es war keine einfache Zeit für mein Kind“, sagt eine Mutter, deren Tochter an der Studie teilnahm, „aber der Teddy machte ihr die Tage leichter.“