Eisen: Zu wenig ist schlecht, zu viel aber auch

© picture alliance/blickwinkel

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Blässe, Abgeschlagenheit, brüchige Fingernägel – das können Hinweise auf einen Mangel an Eisen im Körper sein. Wer solche Symptome an sich feststellt, sollte keineswegs selbst herumdoktern, sondern den Hausarzt aufsuchen.

Selber produzieren kann es der Körper nicht. Also muss Eisen mit der Nahrung aufgenommen werden. Von diesem Mineralstoff benötigt der Organismus zwar vergleichsweise nur kleine Mengen. Aber die haben eine lebensnotwendige Aufgabe. „Das im Blutfarbstoff Hämoglobin enthaltene Eisen sorgt für einen reibungslosen Sauerstofftransport im Körper“, erläutert der Hamburger Internist Wolfgang Wesiack.

Konkret funktioniert das so: Über die Lunge wird Sauerstoff eingeatmet. Damit er in den Zellen für Energie sorgen kann, muss er vom Blut aufgenommen und überall im Körper verteilt werden. Bei diesem Vorgang ist Eisen unterstützend tätig. Vom Organismus erst einmal nicht benötigtes Eisen wird in der Leber, in der Milz oder im Knochenmark gespeichert und im Bedarfsfall mobilisiert. „Insofern kann es relativ lange dauern, bis sich ein Eisenmangel bemerkbar macht“, sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn. Im ersten Stadium sind lediglich die Eisenreserven erschöpft, aber Gesundheit und Körperfunktionen nicht beeinträchtigt.

Frauen brauchen mehr Eisen als Männer

Steht nun dem Organismus nicht genügend von dem Mineralstoff zur Verfügung, dann können Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Konzentrationsschwäche, aber etwa auch Kopfschmerzen, Blässe, brüchige Fingernägel oder Haarausfall die Folgen sein. „Frauen haben einen höheren Bedarf an Eisen als Männer“, hebt Gahl hervor. Sie benötigen täglich 15 Milligramm, in der Schwangerschaft sogar 30 Milligramm. Männer kommen mit täglich 12 Milligramm Eisen aus.

Grund für den Unterschied ist, dass Frauen über die monatliche Regelblutung viel Eisen verlieren. Das kann zu einem Defizit im Körper führen. „Weltweit leiden 25 Prozent der Menschen an Eisenmangel, 80 Prozent von ihnen sind weiblich“, erklärt Wesiack. Bleibt dieses Defizit unbehandelt, dann kann Blutarmut (Eisenmangelanämie) die Folge sein.

Wer den Verdacht hat, an Eisenmangel zu leiden, sollte keinesfalls „sich mal eben im Supermarkt ein Eisenpräparat kaufen und einnehmen“, wie der Apotheker Lutz Engelen betont. Er ist Präsident der Apothekerkammer Nordrhein. Eine solche Selbstmedikation birgt die Gefahr, dass eventuell zuviel von dem Spurenelement Eisen aufgenommen wird. Das kann ebenfalls schädlich sein.

Eisendepots im Körper wieder neu füllen

Statt selbst zu einem Eisenpräparat zu greifen, sollten Betroffene ihren Hausarzt aufsuchen. Er kann mit einer Blutuntersuchung herausfinden, ob tatsächlich ein Eisenmangel vorliegt oder nicht. Bestätigt sich der Verdacht, dann müssen Arzt und Patient gemeinsam nach der Ursache suchen. „Eisenmangel kann beispielsweise durch Zahnfleischbluten, durch einen Blutverlust im Zuge einer Operation oder auch durch unbemerkte Blutungen im Darmbereich entstehen“, erläutert Wesiack.

Als weitere Ursachen für Eisenmangel kommen häufiges Blutspenden oder eine gestörte Eisenverwertung infrage. „Auch eine unausgewogene beziehungsweise fleischlose Ernährung kann zu einem Eisendefizit führen“, sagt Gahl. Die Therapie ist abhängig von den Ursachen. Dazu kann gehören, die Blutungsquelle zu beseitigen. Mitunter bekommt der Patient vom Arzt für einige Wochen Tabletten verschrieben, die helfen, die leeren Eisendepots im Körper wieder zu füllen. Nur in sehr seltenen Fällen wird das Eisen gespritzt.

„Eisentabletten sollten, wenn möglich, morgens auf nüchternen Magen mit viel Flüssigkeit eingenommen werden, da sie dann am besten wirken“, sagt Engelen. Er empfiehlt, die vom Arzt verschriebene Dosierung genau einzuhalten, um unliebsame Nebenwirkungen zu verhindern. Der Stuhlgang kann infolge der Präparate für einige Zeit schwarz werden. „Das ist aber völlig normal“, beruhigt Wesiack.

Vitamin C fördert die Aufnahme von Eisen

Die beste Vorbeugung gegen Eisenmangel ist eine ausgewogene Ernährung. „Wichtige Eisen-Quellen sind Leber, Rind- und Schweinefleisch, aber auch Eier, Geflügel und Fisch“, sagt Gahl. Allerdings sollte nicht zu einseitig auf tierische Produkte gesetzt werden, zumal sie oftmals einen hohen Fettanteil haben. „Pro Woche sollten nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst auf dem Speiseplan stehen“, so die Ernährungsexpertin. Vegetarier können ihren Eisenbedarf auch über Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Rote Beete und grüne Gemüsearten wie etwa Grünkohl oder Spinat decken.

Eisenhaltig sind außerdem unter anderem Pfifferlinge und Haferflocken. Werden pflanzliche Eisenträger zusammen mit Vitamin C aufgenommen – etwa Vollkornprodukte mit frisch gepresstem Orangensaft – dann verbessert dies die Eisenaufnahme aus der Nahrung. Der Grund: Vitamin C fördert die Aufnahme von Eisen im Darm. Bei Vegetariern kann dies zu einer verbesserten Eisenversorgung führen. Auf das Trinken von Kaffee und schwarzem Tee direkt zu den Mahlzeiten sollte verzichtet werden, da die darin enthaltenen Gerbstoffe die Eisenaufnahme im Körper hemmen können.

Als Eisenräuber gilt aber auch das Kalzium in Milchprodukten. Deshalb sollte man einen zeitlichen Abstand zwischen der Aufnahme von Eisen und Kalzium lassen – am besten von etwa einer halben Stunde.

Von Sabine Meuter (dpa)