Krank durch Tablet, Smartphone und Co.

© picture alliance/dpa Themendienst

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Bis zu 196 Minuten ist jeder einzelne Deutsche durchschnittlich pro Tag im Internet unterwegs. Hinzu kommt das Tippen von SMS und Spielen am PC. Tablet, Smartphone und Laptop gehören zu unseren ständigen Begleitern. Eine Entwicklung, die auf die Gelenke gehen kann.

Jeder zweite Deutsche besitzt heute ein Smartphone. Gut jeder Dritte hat ein Tablet. Schon mit drei Jahren können viele Kinder besser über Papas iPhone swipen, also wischen als dass sie wissen, wie man die Seiten eines Buches umblättert. Doch mit den neuen Techniken entwickeln sich auch neue Krankheitsbilder. Was früher der Tennisarm war, ist mittlerweile mit dem Mausarm vergleichbar. Auch SMS-Daumen oder Handy-Nacken sind für viele behandelnde Ärzte nichts Neues mehr.

RSI-Syndrom

Durch die intensive Nutzung der neuen Technik werden Sehnen, Muskeln und Gelenke immer stärker einseitig belastet. Die Folge: Nackenschmerzen, Entzündungen im Daumengelenk sowie Kopfschmerzen. Mediziner nennen die Erkrankungen auch das Repetitive Strain Injury-Syndrom“ (kurz RSI-Syndrom), was auf Deutsch so viel wie „durch wiederholte Belastung verletzt“ bedeutet.

Waren es früher die gleichförmig ausgeführten Arbeiten am Fließband oder die sich starr wiederholenden Bewegungsabläufe an der Supermarktkasse, die als Risikofaktor des RIS-Syndroms galten, so ist es heute das lange Arbeiten am Computer sowie die zeitintensive Freizeitbeschäftigung mit dem Smartphone, die zu schmerzenden Gelenken führen

Schlechter Schlaf

Handy, Tablet und Laptop gehen nicht nur auf die Gelenke. Wie Forscher herausgefunden haben, beeinflusst ihr oft hoher Blaulicht-Anteil auch den Schlaf. Langes abendliches E-Book-Lesen, kann dazu führen, dass das Schlaf-Hormon Melatonin später freigesetzt und seine Ausschüttung um bis zu 55 Prozent reduziert wird. Hierdurch ändert sich der Biorhythmus und die E-Book-Lesenden werden später müde.

Da hilft nur die Abstinenz

Durch das immerwährende Tippen von SMS ist der Daumen besonders gefährdet. Anatomisch soll er die anderen Finger eigentlich nur unterstützen, beispielsweise beim Greifen. Feinmotorische Bewegungen hatte die Evolution nicht für ihn vorgesehen. So führt die einseitige Überbelastung zu entzündeten Sehnen – mitunter auch, weil die Bewegungen des Tippens oft so minimal sind, dass sie die Durchblutung kaum anregen. Da helfen nur noch Bandagen oder SMS-Abstinenz.

Neben dem Daumen ist auch der Nacken betroffen. Gerade Smartphone- und Tablet-Nutzer senken ihren Blick beim Lesen des Displays oft tief nach unten. Eine Haltung, die vor allem die Nackenbänder überdehnt und zu Muskelverspannungen im Schulterbereich führt. Nacken- und Kopfschmerzen können die Folge sein. Vermeiden lassen sich die Verspannungen am besten, indem man das Display höher hält und für umfangreichere Erledigungen auf den PC umschwenkt.

Bei Kindern scheint das Syndrom noch nicht allzu sehr verbreitet zu sein – natürlich auch, weil sie die Techniken aufgrund ihres Alters noch nicht so intensiv nutzen. Was Lehrern und Erziehern allerdings auffällt: Viele Jungen und Mädchen wissen zwar, wie man ein Smartphone bedient, den Stift zum Schreiben können sie bei der Einschulung jedoch noch nicht halten.

Neue Herausforderungen

Die neue Technik bringt eben nicht nur Vorteile, sondern auch Herausforderungen mit sich. Smartphone- und Tablet-Liebhaber sollten deshalb daran denken, zwischendurch immer mal wieder ihre Muskeln zu lockern. Und so manchem Kind wäre vielleicht geholfen, wenn es hin und wieder nicht nur das iPhone, sondern auch mal ein paar Buntstifte in die Hand bekäme.