Hilft ein scharfes Curry, den Stoffwechsel anzukurbeln, damit die Pfunde quasi von ganz alleine purzeln? Wohl eher nicht. Tatsächlich ranken sich um unseren Metabolismus (altgrie. μεταβολισμός metabolismós für „Stoffwechsel“) ziemlich viele Mythen. Es beginnt schon damit, dass wir häufig von dem Stoffwechsel sprechen. Dabei umfasst er eine Vielzahl biochemischer Vorgänge – die Einzahl wird der Sache also bei weitem nicht gerecht.
Es bleibt – abgesehen von der korrekten Bezeichnung – die Frage: Können wir unsere Stoffwechselprozesse überhaupt direkt beeinflussen? 7 Thesen im Faktencheck.
1. Unser Stoffwechsel lässt sich wie ein Muskel trainieren.
Stimmt nicht. Der Stoffwechsel ist kein Bizeps, sondern er steckt in jeder Zelle unseres Körpers. Grob gesagt bezeichnet der Metabolismus alle biochemischen Prozesse, die innerhalb unserer Zellen ablaufen, um Nährstoffe auf-, um- (Anabolismus) oder abzubauen (Katabolismus). Die Energie, die hierbei entsteht, sorgt dafür, dass unser Körper ordentlich funktioniert, die Lungen atmen und unser Kreislauf nicht zusammenbricht. Eine gezielte Kontrolle – wie bei einem Muskel – ist daher nicht möglich.
Der Grundumsatz, auch basale Stoffwechselrate genannt, definiert die Energiemenge, die der Körper pro Tag bei völliger Ruhe und nüchternem Magen benötigt, um all seine Funktionen aufrechtzuerhalten.
2. Sport macht unserem Stoffwechsel Beine.
In der Tat: Bewegung regt unseren Stoffwechsel an. Einen nachhaltigen Effekt hat das jedoch nur, wenn wir Profisportler sind, wirklich regelmäßig Sport treiben oder einen körperlich sehr anstrengenden Job haben. Bezogen auf unsere basale Stoffwechselrate macht Bewegung gerade mal 10 bis 30 Prozent unserer Tagesbilanz aus.
Die meisten der zugeführten Kalorien – gut 60 bis 80 Prozent – verbrennen wir tatsächlich beim Nichtstun. Denn selbst wenn wir auf der Couch liegen oder schlafen, ist unser Stoffwechsel aktiv. Rund 10 Prozent unserer Kalorien setzen wir außerdem um, während wir unser Essen verdauen. In der Fachsprache wird dieser Prozess auch als „thermischer Effekt von Nahrung“ bezeichnet.
Völlig sinnlos ist Sport allerdings nicht, denn Muskelzellen verbrennen mehr Energie als Fettzellen und sorgen dafür, dass sich unser Grundumsatz insgesamt erhöht.
3. Der Stoffwechsel ist von Mensch zu Mensch verschieden.
Richtig. Es gibt Menschen, die können eine Tafel Schokolade nach der anderen verdrücken, ohne dick zu werden, und es gibt solche, die gefühlt schon vom Zusehen zunehmen – und das bei vergleichbarer Körpergröße und Statur. Warum das so ist, darüber rätseln Forscher noch.
Eine Rolle scheint jedoch das Geschlecht des Menschen zu spielen. Einer Studie der Universität Maastricht (Niederlande) zufolge ist der Stoffwechsel von Männern tatsächlich aktiver als der von Frauen. Das liegt unter anderem daran, dass Männer in der Regel über eine größere Muskelmasse verfügen, schwerere Knochen und weniger Körperfett haben und dadurch sowohl in Ruhe als auch in Bewegung mehr Energie verbrennen.
Was ist das „metabolische Syndrom“?
Der Begriff bezeichnet ein Quartett von Risikofaktoren: Bluthochdruck, zu hohe Blutzuckerwerte, ein zu großer Bauchumfang (abdominelle Fettleibigkeit) sowie ein erhöhter Cholesterinspiegel. Weist ein Mensch mehrere dieser gefäßschädigenden Faktoren auf, besteht bei ihm ein erhöhtes Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Diabetes zu entwickeln.
4. Im Alter verlangsamt sich der Stoffwechsel.
Leider ja. Im Alter verändert sich die Zusammensetzung des Körpergewebes. Ist der Stoffwechsel in jungen Jahren auf Wachstum programmiert, arbeitet er spätestens ab 40 vornehmlich daran, die Körpermasse zu erhalten. Das Ergebnis: Muskeln werden abgebaut – es sei denn, wir treiben regelmäßig Sport –, der Fettanteil steigt und unser Energieverbrauch sinkt.
Verantwortlich hierfür sind vor allem unsere Hormone. Frauen produzieren mit zunehmendem Alter beispielsweise weniger Östrogene – das begünstigt unter anderem die Fettablagerung am Bauch. Bei Männern sinkt hingegen der Testosteronspiegel, was zum Abbau von Muskelmasse beiträgt. Außerdem stellt – und das gilt für beide Geschlechter – der Körper weniger von dem Wachstumshormon Somatropin her, das unter anderem den Fettabbau stimuliert.
5. Bestimmte Nahrungsmittel beschleunigen unseren Stoffwechsel.
Zumindest ein bisschen. Ein gutes Curry mit viel Chili oder generell scharfes Essen sorgen dafür, dass sich unsere Körpertemperatur – und damit auch unser Energieumsatz – erhöht. Dieser Effekt ist allerdings von so kurzer Dauer, dass er sich am Ende des Tages kaum auf die Energiebilanz auswirkt.
6. Diäten bringen die Zellen unseres Körpers auf Trab.
Falsch. Sie verleiten sie eher zum Faulenzen. Tatsächlich fand eine Gruppe von Forschern des US-amerikanischen National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases (NIDDK) heraus, dass sich mit einem Gewichtsverlust – ausgelöst durch eine Diät – auch der Grundumsatz des Menschen verringert. Das heißt, er verliert durch das Abnehmen nicht nur seine Fettpölsterchen, sondern auch einen Teil seiner Muskelmasse. Das Ergebnis: Der Körper verbraucht insgesamt weniger Energie und der Stoffwechsel arbeitet langsamer. In der Medizin wird dieses Phänomen auch als „metabolische Adaption“ bezeichnet.
7. Was hat der Kolibri mit dem Stoffwechsel zu tun?
Um herauszufinden, wie der Metabolismus beim Menschen funktioniert, untersuchten Wissenschaftler auch den Stoffwechsel von Tieren, unter anderem den des Kolibris. Bei guter Fitness bringt er es etwa auf bis zu 4800 Flügelschläge pro Minute. Um fliegen zu können, braucht der Winzling also eine Menge Energie – und einen sehr guten Stoffwechsel. Im Tierreich scheint der kleine Piepmatz damit der Spitzenreiter zu sein.