Schilddrüse

© P. Loenicker/doc-stock

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Sie wiegt gerade mal 20 Gramm und ist so groß wie eine Walnuss. Trotzdem wirkt sich die Arbeit der Schilddrüse erheblich auf unseren Körper aus. Funktioniert sie nicht richtig, kann es unangenehm werden.

Nein, sie sieht nicht aus wie eine Schildkröte und sie hat auch sonst nichts mit ihr gemein. Tatsächlich hat unsere Schilddrüse (lat. Glandula thyroideae) die Form eines kleinen Schmetterlings. Sie besteht aus zwei flügelförmigen Seitenlappen – der eine liegt links, der andere rechts neben der Luftröhre. Verbunden werden die beiden Flügel durch den Isthmus glandulae thyroideae, eine schmale Gewebebrücke, die auch Bindegewebestraße genannt wird.

Wozu brauchen wir sie?

Zwar ist unsere Schilddrüse nicht gerade das „schlaueste“ unserer Organe; die Hormone, die sie produziert, sind für unseren Stoffwechsel aber absolut unerlässlich. Egal, ob Rohkostsalat oder Currywurst: Alle Nährstoffe, die wir über die Nahrung aufnehmen, werden in unseren Körperzellen verstoffwechselt. Das heißt, unsere Zellen verarbeiten sie zu neuen Substanzen und lagern sie zwischen (Anabolismus) oder sie bauen sie komplett ab (Katabolismus).

Damit die Zellen dabei nicht faulenzen und unser Stoffwechsel reibungslos funktioniert, schleust die Schilddrüse Hormone ins Blut. Diese helfen den Energiestoffwechsel anzuregen, also die Zucker-, Fett- und Eiweißverbrennung. Sie regulieren aber auch unser Knochenwachstum, halten im Normalfall das Körpergewicht im Rahmen und sorgen sogar dafür, dass im Sommer nicht zu viel Schweiß fließt.

Stoffwechsel

Nicht nur die Hormone unserer Schilddrüse beeinflussen unseren Stoffwechsel, sondern auch der Fitnesszustand unserer Leber, der richtige Hormonmix – besonders durch die Ausschüttungen der Hirnanhang- oder Zirbeldrüse – sowie bestimmte Umweltfaktoren, etwa Hitze oder Kälte.

Wie entstehen die Hormone?

Die wichtigsten Schilddrüsenhormone sind das Trijodthyronin (T3) und das Thyroxin (auch Tetrajodthyronin oder T4 genannt). Produziert wird das Hormon-Duo im Drüsengewebe der Follikel, den sogenannten Follikelepithelzellen. Die Follikel sind kleine Bläschen in den Seitenlappen der Schilddrüse.

Wichtig für die Herstellung von T3 und T4 ist eine ordentliche Portion Jod. Jod ist ein Spurenelement – das heißt, unser Körper kann es nicht selbst produzieren, sondern nimmt es über die Nahrung auf. Über das Blut gelangt es aus dem Magen-Darm-Trakt in die Schilddrüse. Dort wird es mithilfe der Epithelzellen in die T3- und T4-Hormone eingebaut. Fehlt Jod, kommt die Schilddrüse mit ihrer Arbeit nicht mehr hinterher.

Andererseits kann unsere Schilddrüse – sie ist schließlich ein äußerst fleißiges Organ – auch mal mit der Hormonproduktion übers Ziel hinausschießen. Was aber nicht weiter schlimm ist: Die Follikel lagern die Hormone ordentlich verpackt bis zu zwei Monate lang ein – jederzeit bereit zum Einsatz.

Wer steuert die Schilddrüse?

Wie viel T3 und T4 die Schilddrüse ausgibt, entscheidet die sogenannte Hirnanhangdrüse (Hypophyse). Sie ist daumengroß, sitzt in der Mitte des Kopfes auf Höhe unserer Nase und bekommt ihrerseits Befehle vom Hypothalamus, der eine Etage höher im Zwischenhirn residiert.

Ebenso wie die Schilddrüse bildet auch die Hypophyse verschiedene Hormone aus. Wichtig zur Steuerung der Schilddrüse sind die – wir erinnern uns an den lateinischen Namen der Schilddrüse – Thyreoidea-stimulierenden Hormone (TSH). Diese signalisieren, dass es an der Zeit ist, die auf ihren Einsatz wartenden T3- und T4-Teams loszuschicken. Erst wenn sich genug der T3- und T4-Hormone im Blut befinden, stellt die Hirnanhangdrüse ihre TSH-Produktion ein.

Die Zusammenarbeit der beiden Drüsen funktioniert ähnlich wie ein Thermostat, das auf eine bestimmte Raumtemperatur eingestellt ist. Ist alles in Ordnung, bleibt die Hormonkonzentration im Blut konstant. Stimmt etwas nicht, wird nachgeregelt.

Zu wenig Hormone …

Produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone, heißt das Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion). Dies kann unterschiedliche Ursachen haben, etwa einen Genfehler oder eine unerwünschte Wechselwirkung mit Medikamenten, vor allem aber Jodmangel. Da hilft der Verzehr von Fisch; einfacher geht es mit Jodtabletten.

Das Problem Jodmangel führt zu einer zusätzlichen Produktion von TSH-Hormonen. Das Signal für die Schilddrüse mehr zu arbeiten. Manchmal gelingt ihr das, manchmal nicht. Ihre Emsigkeit macht sich übrigens auch äußerlich bemerkbar: Die Schilddrüse bildet mehr Follikelzellen aus und ein sogenannter Kropf wird sichtbar – Mediziner bezeichnen diesen auch als Struma.

Schließlich hat eine Unterproduktion Konsequenzen: Der Hormonmangel verlangsamt den Stoffwechsel. Wir nehmen zu, obwohl wir nicht mehr essen als sonst und werden antriebslos. Hinzu kommen eine verstärkte Kälteempfindlichkeit, Müdigkeit, Verstopfung sowie ein reduzierter Puls.

Zu viele Hormone …

Schuld an einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) ist meist die Autoimmunkrankheit Morbus Basedow. Durch die Erkrankung bildet das Immunsystem Antikörper. Diese imitieren die TSH-Hormone und stacheln unsere Schilddrüse zu übermäßiger Arbeit an. Ohne auf die Signale der eigentlichen TSH-Hormone zu achten, schleust sie dann ungebremst T3- und T4-Hormone in den Blutkreislauf. Meist entsteht ein Kropf, mitunter treten auch die Augen hervor. Letzteres passiert, weil die Antikörper sich im Gewebe um die Augenmuskeln herum festsetzen und dieses verdicken.

Ein anderer Auslöser für die Überfunktion ist die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis, eine chronische Entzündung der Schilddrüse. Bleibt sie unbehandelt, wird aus der anfänglichen Über- eine Unterfunktion. In beiden Fällen regt der Hormonüberschuss den Stoffwechsel an. Häufige Folgen: Gewichtsverlust, Herzrasen, Bluthochdruck, Schweißausbrüche, Durchfall, Nervosität oder Haarausfall.

Aber keine Panik. Beide Störungen, Unter- wie Überfunktion, können in der Regel gut mit Medikamenten behandelt werden. Wichtig ist allerdings, dass die Krankheit rechtzeitig erkannt und der Patient richtig auf die Arzneien eingestellt wird.