Substanz Magazin: Wissenschaft neu erzählt

Wissenschaftliche Reportagen und Artikel sind öde und schwer verständlich? Nicht so im Magazin Substanz. Das Onlinemagazin setzt auf Longreads und multimediales Erzählen – und zwar mit „allen Mitteln, die der Computer hergibt“. Darunter: Interaktive Grafiken, kleine Erklär-Comics, Filme und Audio-Mitschnitte.

Das Substanz Wissenschaftsmagazin wurde in Jahr 2014 von den Journalisten Georg Dahm und Denis Dilba gegründet. Finanziert haben die beiden es über eine Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform Startnext. Wenig später wurde es für den Grimme Online Award 2015 nominiert. Momentan befindet sich das Magazin leider im finanziellen Winterschlaf – der Qualität der bereits erschienenen Geschichten tut dies aber keinen Abbruch.

Auch thematisch hat Substanz einiges zu bieten. Die Autoren hinterfragen Forschungsergebnisse kritisch und zeigen, dass in der Welt der Wissenschaft einfache oder logische Antworten oft gar nicht so einfach zu finden sind – manchmal gibt es sie schlicht nicht.

Forschung ohne Vorurteile, zum Wohl der Patienten

Ein gutes Beispiel ist das Feature „Können Drogen heilen?“ von Astrid Viciano: Ecstasy, LSD und Psilocybin gelten gemeinhin als gefährliche und unberechenbare Partydrogen. Zu Unrecht, wie die Wissenschaftsjournalistin in ihrem Artikel feststellt. Tatsächlich können bewusstseinserweiternde Substanzen in der Therapie viel bewirken – nicht nur in der Behandlung von Depressionen, sondern auch bei Krebserkrankungen und posttraumatischen Belastungsstörungen. Das Problem ist nur, dass die Wirkung der Substanzen auf den menschlichen Körper bislang nicht ausreichend erforscht wurde.

Um zu verstehen, warum das so ist, erzählt Viciano die Geschichte eines Mannes, der sich der Erforschung bewusstseinserweiternder Substanzen verschrieben hat: dem Professor für Neuropsychopharmakologie David Nutt. Er will herausfinden, wie Drogen im Gehirn funktionieren, und zwar mit seriöser Forschung, ohne Vorurteile, ohne Einschränkungen – und zum Wohl der Patienten.

„Im besten Sinne respektlos“

Das ist genau das, was das Substanz Wissenschaftsmagazin will: Keine Nachrichten, sondern Geschichten: „Weil die Wissenschaft nicht im Takt der Newsticker funktioniert. Weil ein Forscherleben sich nicht auf 20 Zeilen erzählen lässt.“

Substanz regt zum Nachdenken an und richtet den Fokus auf Randthemen der Wissenschaft – das gefällt uns! Ebenso wie das Motto der Autoren: „Substanz ist im besten Sinne respektlos.“