Vorleselupe und Rollator-Shopper

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Eine Smartwatch mit Braille-Display für Blinde oder einfache Greifhilfen: Für Menschen mit Behinderungen gibt es immer mehr Alltagshilfen. Der Markt für solche Produkte wächst stetig.

Vor dem Älterwerden muss man sich heute nicht mehr unbedingt fürchten. Es gibt zahlreiche Alltagshelfer für Menschen mit Handicaps. Die internationale Messe Rehacare präsentiert bis zum 17. Oktober Neuheiten auf dem ständig wachsenden Pflegemarkt. Hier sind fünf Beispiele, die das Leben mit Behinderung leichter machen sollen. Zum Teil handelt es sich um Prototypen, die im nächsten Jahr auf den Markt kommen sollen.

Rollstuhl auf Segway-Basis

Nicht auf vier, sondern auf zwei dicken Rädern fährt der elektrische Rollstuhl auf Basis der Segway-Stehroller. Der Benutzer sitzt auf dem einachsigen Gefährt, das nach Angaben des schwäbischen Herstellers Freee mobility über Kopfsteinpflaster, Sandstrand und Schotterwege fahren kann. Der selbstbalancierende Sitzroller mit einem elektronischen Stützsystem kann zwischen 10 und 38 Kilometer pro Stunde fahren. Die Kosten für das 70 Kilogramm schwere Gefährt liegen mit rund 17.000 bis 19.000 Euro allerdings im Bereich eines Kleinwagens.

Rollator-Shopper

Einen Rollator anzuschaffen, kann Überwindung kosten. Auch wenn man nicht mehr gut zu Fuß ist. Ein neuer Shopper-Rollator ist deshalb auf den ersten Blick nicht unbedingt als Gehhilfe zu erkennen. Das Modell der holländischen Firma Rollz hat eine große Einkaufstasche. Schiebegriffe sind in drei Positionen verstellbar und können auch nach vorn ausgerichtet werden, so dass der Rollator einen kleinen Sitz zum Ausruhen bietet. Das faltbare, knapp sieben Kilo schwere Gerät „Rollz Flex” kostet nach Angaben des Herstellers 399 Euro. Ab März 2016 soll es in Deutschland erhältlich sein.

Greifhilfe Gripoballs

Eine Idee kann so einfach sein: Ein oder zwei Flummi-große Gummibälle sorgen dafür, dass Menschen mit rheumatischen Krankheiten oder Muskelschwäche wieder Stifte oder Besteck greifen können. Eine belgische Firma bietet die bunten Gummibälle an, die auf Messer, Gabeln und Löffel gesteckt werden, und in deren Innenleben zur Beschwerung kleine Metallkügelchen stecken. Auch wenn der Arm in Gips liegt, ermöglichen die Bälle einen soliden Griff. Noch sind die 11,90 Euro teuren Gripoballs nur in Belgien erhältlich – oder über das Internet.

Smartwatch mit Blindenschrift

Auch für Menschen mit Sehbehinderungen soll es ab 2016 eine computerfähige Armbanduhr geben: Sie hat ein Display mit Blindenschrift, über das der Träger mit den Fingern streicht. Vier Braille-Zellen auf der Smartwatch zeigen die Uhrzeit an. Auch SMS können damit gelesen und mit Standard-Sätzen beantwortet werden. Die Geschwindigkeit, in der die Stifte hervortreten und wieder verschwinden, lässt sich einstellen. Die Uhr kann nach Angaben des Herstellers – ein südkoreanisches Start-up-Unternehmen – mit den Betriebssystemen iOS und Android kommunizieren und Nachrichten vom Smartphone empfangen. Die etwa 300 US-Dollar (260 Euro) teure Uhr wird nach Angaben des Unternehmens zunächst direkt an Endverbraucher verkauft.

Vorleselupe

Eine Speisekarte oder einen Bahn-Fahrplan zu lesen, das kann selbst mit einer Lesebrille zur Herausforderung werden. Eine elektronische Lupe mit einem 14 Zentimeter großen Bildschirm für den mobilen Einsatz kann Texte vergrößern, speichern und sogar vorlesen. Die Lupe hat einen ausklappbaren Standfuß und kann nach Angaben des Herstellers Texte bis zu DIN A3-Größe fotografieren und mittels eines Softwareprogramms in etwa 20 Sekunden in Sprache unwandeln. Die Dokumente können auf dem Gerät gespeichert werden. Bedient wird das Gerät wie ein Smartphone, indem man zur Vergrößerung mit den Fingern darüber streicht. Es soll im ersten Quartal 2016 auf den Markt kommen und knapp 1000 Euro kosten.

Von Dorothea Hülsmeier (dpa)