Wenn die Rente nicht reicht

Foto © Kai Kitschenberg

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Immer mehr Rentner sind in Deutschland auf „Grundsicherung“ angewiesen. Trotzdem reicht bei vielen das Geld nicht aus. Jetzt müssen sie in die Suppenküche gehen. Auch mit ihrer Gesundheit steht es nicht immer ums beste.

Eine halbe Million Menschen über 65 Jahre hat 2013 vom Staat die sogenannte Grundsicherung bezogen, so die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Zuwachs von über 7 Prozent. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) vermutet sogar, dass es in Deutschland tatsächlich noch deutlich mehr Altersarme gibt. Viele von ihnen würden die Leistungen allerdings aus Scham oder Unwissenheit nicht in Anspruch nehmen. Zu den Spitzenreitern unter den Bundesländern gehörten die Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin.

Grundsicherung

Bei der Grundsicherung handelt es sich, um eine „bedarfsorientierte Sozialleistung“. Sie wurde im Jahr 2003 eingeführt und orientiert sich am Harz-IV-Satz. Derzeit beträgt die Leistung 391 Euro. Die Grundsicherung kann bei Bedarf im Alter oder generell bei einer Erwerbsminderung beantragt werden.

Grundsicherung reicht nicht aus

Doch auch mit der Grundsicherung reicht bei vielen Betroffenen das Geld nicht aus. So werden in den Wärmestuben und Suppenküchen der Berliner Kältehilfe nicht mehr nur Obdachlose, sondern auch Rentner versorgt – und das schon seit Jahren.

Genaue Zahlen darüber, wie viele das Angebot in Anspruch nehmen, gibt es nicht. Schätzungen der Berliner Caritas zufolge sind es jedoch mindestens um die 5 Prozent. Heike Vongehr, erste Vorsitzende der Düsseldorfer Tafel, geht sogar von bis 20 Prozent aus. Wenn der Anstieg auch nicht dramatisch scheint, so habe die Zahl der bedürftigen Rentner, insbesondere seit der Umsetzung der Harz IV-Reformen kontinuierlich zugenommen, meint Vongehr. 

Allein beim Sozialprojekt Prenzlauer Berg kommen pro Tag durchschnittlich 90 bis 100 Menschen ins Haus – jeder Vierte ist Rentner. Über den Monat hinweg würde die Anzahl der Älteren jedoch stark variieren, erzählt Brigitte Huss. Sie ist Sozialarbeiterin und arbeitet seit gut sieben Jahren in dem Projekt. „Die meisten Rentner kommen erst ab Mitte des Monats zu uns“, berichtet sie. Das sei der Moment, in dem das Geld knapp wird.

Armut macht krank

Huss vermutet auch, dass viele der Betroffenen über die Geldsorgen ihre Gesundheit vernachlässigen. Gerade um die Männer, besonders um die Alleinstehenden, macht sie sich Sorgen. Auf der einen Seite hätten sie finanzielle Probleme, auf der anderen seien viele von ihnen nicht daran gewöhnt, sich eigenständig zu versorgen. „Gesundes Essen, das regelmäßige Einnehmen von Medikamenten, aber auch der Gang zum Zahnarzt kommen da schnell zu kurz“, glaubt Huss.

„Armut macht krank“, dass meint auch Vongehr. Viele der Betroffenen können sich die Zuzahlungen für Medikamente oder Hilfsmittel kaum leisten. Für einen chronisch Kranken mit Grundsicherung seien das zwar nicht mehr als 50 Euro im Jahr, doch könnten selbst solche Beträge für viele zum Problem werden.

Was Heike Vongehr, die erste Vorsitzende der Düsseldorfer Tafel, in jedem Fall beobachtet: Die Leute sähen in der Regel nicht nur älter aus, viele seien auch müde, erzählt sie. Da sei es auch egal, ob die Müdigkeit durch Mangelerscheinungen entstünde oder aufgrund der sozialer Isolation. Ungesund sei beides.