Alternativmedizin mit Nebenwirkungen

Johanniskraut © picture alliance/blickwinkel

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Alternative Heilmethoden gelten als ungefährlich. Grundsätzlich stimmt das auch. Aber manchmal können sie ungewollte Nebenwirkungen haben.

Johanniskrauttee statt Antidepressiva? Akupunktur statt Schmerzmittel? Abseits der Schulmedizin gibt es eine Reihe alternativer Behandlungsmöglichkeiten. Eine wissenschaftliche Definition dessen, was unter den Begriff „Alternativmedizin“ fällt, gibt es nicht. In der Regel handelt es sich um traditionelle Naturheilverfahren, deren Wirkung nicht empirisch bewiesen ist.

Besonders verbreitet ist die Homöopathie. Laut einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD) hat jeder Zweite hierzulande zumindest einmal ein homöopathisches Mittel eingenommen. Aber auch die Phytotherapie, also die Anwendung pflanzlicher Arzneimittel oder Heilverfahren, wie die Osteopathie, stehen hoch im Kurs.

„Die meisten halten die Alternativmedizin für harmlos“, meint Wolfgang Weidenhammer, stellvertretender Leiter vom Kompetenzzentrum für Komplementärmedizin und Naturheilkunde (KoKoNat) an der Technischen Universität München. Grundsätzlich trifft das auch zu. Gerade die Homöopathie ist diesbezüglich unverdächtig. Wirkstoffe wie Schlangengift oder Ginseng werden hier bis zu 200-mal verdünnt, bevor sie in Form kleiner Kügelchen oder Salben an die Patienten verkauft werden. So verdünnt, kann es faktisch keine Nebenwirkungen geben.

Sanfte Medizin mit Nebenwirkungen

Bei Heilkräutern sieht das schon anders aus – auch wenn das einige überraschen mag. „Gerade bei der Einnahme von pflanzlichen Arzneimitteln“, sagt Weidenhammer, „kann es zu ernsten Neben- und Wechselwirkungen kommen.“

Ein Beispiel ist Johanniskraut. Dessen Einnahme hellt die Stimmung auf und kann Depressionen lindern. Gleichzeitig aber macht es die Haut empfindlicher für UV-Strahlen und mindert die Wirkung anderer Medikamente. Bei Menschen, die aufgrund eines erhöhten Schlaganfallrisikos mit Gerinnungshemmern behandelt werden, kann die Kombination mitunter lebensbedrohlich sein. Auch die Wirkung der Antibabypille kann durch Johanniskraut vermindert werden.

Lackporling © picture alliance/WILDLIFE

Lackporling © picture alliance/WILDLIFE

„Problematisch sind auch einige andere vermeintliche Heilmittel“, weiß Birgit Hiller vom Krebsinformationsdienst (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Zu diesen gehören beispielsweise Pilze. Dem Glänzenden Lackporling wird beispielsweise eine immunstärkende Wirkung nachgesagt. Als Kapsel, Tablette oder Pulver soll seine Einnahme bei Erkältungen helfen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen und den Körper gegen Krebs stärken. Ob und wie diese Mittel tatsächlich wirken, ist wissenschaftlich allerdings ungeklärt, und eine Zulassung als Arzneimittel fehlt oft. Hinweise auf eventuelle Nebenwirkungen ebenfalls. Hillers Rat: „Gerade wegen dieser Risiken sollten sich Patienten immer mit ihrem Arzt abstimmen, wenn sie alternative Heilverfahren nutzen möchten.“